Infolge von heftigen Niederschlägen kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Überflutungen (Abbildungen 1 & 2) mit Schäden an Infrastruktur und Privateigentum durch die Effelder (Gewässer II. Ordnung), welcher üblicherweise als kleiner, ruhiger Lauf den Ort Döhlau durchfließt. Der weilerartige Ort mit 49 Einwohnern (Stand 2021) gehört zur Gemeinde Frankenblick (ehem. Gemeinde Effelder-Rauenstein) und liegt im Süden des Landkreises Sonneberg. Um sich zukünftig besser gegen derartige Überflutungen zu wappnen, wurde durch die Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung Schalkau der Maßnahmenkomplex „Hochwasserschutz an der Effelder in der Ortslage Döhlau“ geplant und umgesetzt.
Bereits im Jahr 1999 trafen sich Vertreter der Flurbereinigungsbehörde Meiningen, des Umweltamts im Landratsamt Sonneberg sowie der Gemeinde Effelder-Rauenstein (jetzt Gemeinde Frankenblick), um sich über die Möglichkeiten zur Überflutungsvorsorge in der Ortslage Döhlau abzustimmen. In der Folge wurde noch im gleichen Jahr durch die Flurbereinigungsbehörde ein hydrologisches Gutachten bei einem Ingenieurbüro in Auftrag gegeben. Um die Überflutung zukünftig durch eine zweckmäßige Maßnahme zu vermeiden, wurden mehrere Varianten betrachtet:
Die Variante 1 wurde aus Kostengründen abgelehnt. Variante 2 durchschneidet das Feuchtbiotop der Grundwiesen und erhielt deshalb nicht die Zustimmung der Naturschutzbehörden. Bei der Variante 3 war der betroffene Eigentümer nicht bereit einen Teil seiner Grundstücksfläche abzutreten. Die Variante 4 fand hingegen allgemeine Zustimmung.
Die Entwurfsplanung wurde durch das Ingenieurbüro, welches die Vorerhebungen durchgeführt hat, im Jahr 2005 erarbeitet. Da am Zustand des Brückenbauwerks keine Veränderungen aufgrund bestehenden Denkmalschutzes zulässig waren, kam nur die Teilung der Wassermengen in Betracht. Im Falle eines erneuten Hochwasserereignisses sollen die Wassermengen geteilt und zum einen in der Effelder weitergeführt und zum anderen durch die angelegte Flutmulde in den Retentionsraum nördlich der Ortslage geleitet werden (Abbildung 3).
In Vorabstimmung mit den Fachbehörden bestand die Entwurfsplanung aus folgenden Bereichen:
Im Jahr 2009 genehmigte dann die Flurbereinigungsbehörde den Wege- und Gewässerplan mit landschaftspflegerischem Begleitplan, welcher auch die Maßnahme „Flutmulde und Verwallung Maßnahme 513“ in der Ortslage Döhlau beinhaltete.
Die Ausführungsplanung wurde im Jahr 2011 erstellt (Abbildung 4).
Wesentliche Voraussetzung - neben dem vorhandenen öffentlichen Baurecht für die Bauausführung - war, dass innerhalb der Ortslagenregulierung Döhlau im Zuge eines Freiwilligen Landtausches nach dem Flurbereinigungsgesetz durch eine zielgerichtete Bodenordnung die Eigentumsverhältnisse für die zu erstellenden Anlagen bereits geordnet und rechtlich gesichert waren (Abbildung 5). Dieser Umstand trug zur großen Akzeptanz der Maßnahme bei den Bürgern bei.
Nach Ausschreibung und Vergabe der Maßnahme durch den Träger, der Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung Schalkau, wurde im Oktober 2011 mit der Bauausführung begonnen.
Insgesamt wurden fünf Teilabschnitte baulich umgesetzt:
Nach Fertigstellung konnten die hergestellten Anlagen durch die Teilnehmergemeinschaft Schalkau im Juni 2012 an die Gemeinde Effelder–Rauenstein (jetzt Gemeinde Frankenblick) in Besitz und Unterhaltung übergeben werden.
Noch im selben Jahr – an Weihnachten 2012 – konnte der neu errichtete Hochwasserschutz seine Funktionalität unter Beweis stellen. Die intensiven Niederschläge ließen die Effelder abermals anschwellen (Abbildungen 6 & 7). Die der Ortslage Döhlau zufließenden Wassermengen wurden nun bereits vor Erreichen des Ortes geteilt. Ein Teil floss in der Effelder weiter, der andere wurde in die Flutmulde abgeleitet (Abbildung 8). Die Flutmulde wird von einer Straße gekreuzt, die in diesem Bereich bewusst abgesenkt worden ist, um dem Flutwasser den Zufluss auf die andere Seite zu ermöglichen (Abbildungen 9 & 10). Eine Verrohrung unter der Straße gewährleistet die Wasserzufuhr in das Feuchtbiotop an Tagen ohne Überflutung. Die errichtete Verwallung vor Döhlau schützt die Grundstücke und Gebäude vor dem ablaufenden Wasser. Nach diesem ersten Überflutungsereignis wurden die umgesetzten Maßnahmen als angemessen dimensioniert bewertet.
Für die Umsetzung dieser Maßnahme fielen Kosten in Höhe von ca. 200.300,00 € (ohne Planungskosten) an. 90 % der Kosten konnten mit den Mitteln der Flurbereinigung gefördert werden, sodass die Gemeinde Frankenblick nur noch einen Eigenanteil in Höhe von 10 % zu tragen hatte.
Die Maßnahme „Hochwasserschutz Effelder in der Ortslage Döhlau – Flutmulde und Verwallung“ zeigt eindrucksvoll, wie durch integrierte ländliche Entwicklung auf Grundlage des Flurbereinigungsgesetzes die unterschiedlichsten Probleme und Interessenkonflikte gesamtheitlich gelöst werden können und hierdurch der ländliche Raum entwickelt und gestärkt werden kann.
(Stand der Ausarbeitung/Redaktionsschluss: Juni 2021)
Integriertes Maßnahmenprogramm zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels im Freistaat Thüringen - IMPAKT
Klima Invest - Kommunale Klimaschutz- und Klimafolgenanpassungsmaßnahmen
Fachreferat des Thüringer Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz
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