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Gutes Beispiel: Überflutungsvorsorge in Frankenthal (Gera)

Beispiel für Handlungsmöglichkeit: Außengebietsentwässerung und Optimierung der Kanalnetze

Starkregenereignisse können je nach Intensität, Dauer und regionalem Auftreten zu lokalen Überflutungen mit hohem Schadpotenzial führen. Die Kanalnetzte sind üblicherweise darauf ausgelegt, Jährlichkeiten von 1 bis 5 Jahren standzuhalten. Doch für Ortschaften in Tallage ist das häufig nicht ausreichend, da deren Kanalisation nicht nur den innerörtlich fallenden Niederschlag aufnehmen muss, sondern auch das zusätzlich von den Hängen herabströmende Außengebietswasser.

Um das Außengebietswasser von Siedlungen fernzuhalten oder zumindest zeitverzögert zufließen zu lassen, gibt es zahlreiche technische Möglichkeiten.

Eindrucksvoll umgesetzt wurden einige dieser Maßnahmen im Geraer Ortsteil Frankenthal, mit seiner orografischen Prägung durch das Saarbachtal. In der Vergangenheit wurde der Ortsteil des Öfteren von Starkregenereignissen mit lokalen Überflutungen heimgesucht. In der Straße Am Gerberg wurden bei starken Niederschlagsereignissen Schlamm und Holzmaterial die Straße hinuntergespült. Gleichzeitig lief das Wasser und Schwemmmaterial in die angrenzenden Grundstücke. Im Rahmen der Baumaßnahmen am Kanalnetz durch den Zweckverband Wasser/Abwasser Mittleres Elstertal (ZWME), mit dem Ziel dieses an das städtische Netz anzuschließen, wurden in Zusammenarbeit mit der Stadt Gera verschiedene Maßnahmen geplant und umgesetzt, wobei auch dem Außengebietswasser eine zentrale Bedeutung und Berücksichtigung zukam:

Straße mit Granitpflastermulde und Einlaufgulli; Holzzaun links und rechts; Rehraufe hinter dem rechten Holzzaun

Abb. 1: Granitpflastermulde mit Einlauf, Sandfang und Einlaufgitterrost am Gerberg

(Bildquelle: Stadt Gera)

So wurde das Kanalsystem neu dimensioniert, indem die standardmäßigen DN 300-Rohre durch DN 600-Rohre ersetzt wurden. Um den Eintrag von Wasser und Schwemmmaterial in die Ortschaft zu verhindern wurde eine Granitpflastermulde mit Einlaufschacht, Sandfangraum und Einlaufgitterost angelegt (Abbildung 1). In dieser kann sich das Wasser und das mitgeführte Material sammeln und kontrolliert abgeführt werden. Das Wasser wird dann  über eine Regenwasserentwässerungsleitung abtransportiert und in den Saarbach eingeleitet. Zusätzlich wurde am Straßenrand eine Hochborde errichtet, um das Wasser daran zu hindern direkt auf die angrenzenden Grundstücke zu fließen.

Einlaufschacht mit großen Steinen davor als Sandfang

Abb. 2: Einlaufschacht mit Sandfang an der Frankenthaler Straße

(Bildquelle: Stadt Gera)
Bau eines Steinbettes als Zulaufrinne zum Einlaufschacht

Abb. 3: Zulauf/Rinne mit Steinbett zum Einlaufschacht

(Bildquelle: Stadt Gera)

In der Frankenthaler Straße und am Stadtweg wurden weitere Maßnahmen umgesetzt. Hier wurden ein Einlaufschacht mit Sandfang und eine Rinne mit Steinbett errichtet (Abbildungen 2 & 3), um Wasser und mitgeführtes Material aus den Hangbereichen zurückzuhalten. Das Einlaufwerk befindet sich vor der Rinne, um grobes Geäst und Geröll zurückzuhalten. Die dahinterliegende Rinne filtert das Wasser weiter und verlangsamt dessen Fließgeschwindigkeit. Das Wasser hat von hier aus zwei Möglichkeiten: Zum einen wird es im Bett der Rinne in Richtung Saarbach geleitet. Zum andern kann diese überlaufen und das Wasser sich auf dem angrenzenden Grünland staut und über einen Einlaufschacht gesammelt und abgeführt werden (Abbildung 4).

Seit Abschluss der Baumaßnahmen im Jahr 2013 zum Überflutungsschutz konnten sich die hergestellten Bauwerke bereits bei einigen Starkregenereignissen erfolgreich bewähren.

(Stand der Ausarbeitung/Redaktionsschluss: Mai 2021)

Einlaufschacht mit losen Steinen am Rand auf einem unbewirtschafteten Grundstück in Ortslage

Abb. 4: Einlaufschacht für den Fall des Überlaufens des Saarbachs

(Bildquelle: Stadt Gera)