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Dachbegrünung

Städtische Räume sind oft durch starke Versiegelung und hohe Nutzungsdichte geprägt. Verbunden mit der Vorgabe, der Nachverdichtung Vorzug vor weiterer Flächenausweitung ins Umland zu geben, ist Raum für innerstädtische Grünflächen meist rar. Hier bietet die Begrünung von Gebäuden (Dach und Fassade) einen sinnvollen Kompromiss, den Kommunen bei der Anpassung an sommerliche Wärmebelastung und zur Starkregenvorsorge nutzen sollten.

begrüntes Flachdach

Abb. 1: Flachdachbegrünung mit lokalklimatischer Wirkung

(Bildquelle: Gabriele Jahn/ThINK)

Ein Gründach wirkt als natürliche Klimaanlage. Es kann Wasser aufnehmen und verdunsten. Dadurch wird ein erheblicher Teil der auftreffenden Strahlungsenergie in latente Wärme umgewandelt und die Aufheizung des Daches abgemildert. Auf unbegrünten Dachflächen hingegen wird die Energie größtenteils in fühlbare Wärme umgesetzt – die Dachhaut heizt sich auf, der Wärmeeintrag ins Gebäude steigt und damit die thermische Belastung im Gebäudeinneren. Dachbegrünung verringert über die niedrigere Dachflächentemperatur auch deren Rückstrahlung aufs Umfeld. Die Verdunstung kühlt und befeuchtet zudem die Luft. Gründächer entlasten außerdem die städtische Kanalisation bei Starkregenereignissen. Der Niederschlag wird einstweilig in der Pflanzschicht und dem Gründachaufbau gespeichert und zeitlich verzögert weitergeleitet. Abflussspitzen werden gekappt – die Überschwemmungsgefahr sinkt. Nahezu vollständigen Regenwasserrückhalt bieten Grün-Blaudächer, die für den temporären Wassereinstau konzipiert sind.

Der Ausblick auf vitales Grün steigert außerdem das Wohlbefinden der Menschen und die Leistungsfähigkeit. Des Weiteren trägt Dachvegetation zur Luftreinhaltung bei und mindert die Lärmbelastung über ihre vergrößerte Oberfläche. Die negativen Folgen des Stadtklimas können durch ein Gründach lokal abgemildert werden. Vielfältige Gestaltung und geschickte Vernetzung von Gründächern erhöht außerdem im innerstädtischen Grünverband die Biodiversität und schafft Trittsteinbiotope.

Wird Dachbegrünung von Beginn an mitgeplant, ergeben sich etliche bauliche Synergien und Einsparpotenziale, z. B. bei der Dimensionierung der Wärmedämmung, Heizung und Gebäudeklimatisierung, dem Schallschutz, der Tritt- und Schalldämpfung, der Windsogsicherung, beim Aufbau einer Aufdach-Photovoltaik-Anlage und im Rahmen der Siedlungswasserwirtschaft (Nutzbarmachung von Regenwasser durch Retention). Im Lebenszyklus des Gebäudes spart ein Gründach Kosten durch den Schutz der Dachhaut vor Witterung, Verwitterung, UV-Strahlung sowie bei der Entsorgung von Dämmmaterial.

Kommunen können Dachbegrünung schnell und vielseitig voranbringen, z. B. über:

  • Festsetzung im Bebauungsplan (kommunale Satzungen/Vorschriften, Gestaltungssatzung nach Landesbauordnung)
  • Erweiterung bestehender Bebauungspläne über vereinfachten B-Plan zur Dachbegrünung
  • Eingriffs-Ausgleichs-Regelung
  • städtebauliche Verträge
  • gesplittete Abwassergebühr
  • Ökokontogutschrift
  • Information, Beratung und Förderung/ Gründach-Förderprogramm

Voraussetzung dafür ist ein ökologischer Konsens unter den kommunalen Entscheidungsträgern über die aktuellen Erfordernisse zu Klimaschutz und Klimaanpassung.

Bewertung der Maßnahme hinsichtlich wesentlicher Parameter
Spidergrafik zur Bewertung der Maßnahme mit den Parametern Wirkung, Wirtschaftlichkeit, Gestaltung, Akzeptanz, Biodiversität und Nachhaltigkeit

Erläuterung:

■  rot/orange: schlecht bzw. Verschlechterung, negativer Einfluss
■  gelb: neutral bzw. nicht relevant, kein/kaum Einfluss
■  hellgrün: gut bzw. geringfügiger positiver Einfluss
■  grün: sehr gut bzw. positiver Einfluss
■  dunkelgrün: ausgesprochen gut bzw. deutlicher positiver Einfluss

Parameter:

Wirkung: Effektivität der Maßnahme im Sinne der Klimaanpassung
Wirtschaftlichkeit: Kosten-Nutzen-Verhältnis (Initial- und Folgekosten)
Gestaltung: Raumwirkung, Beeinflussung des Lebensumfelds
Akzeptanz: Beeinflussung der Lebensqualität, mögliche Widerstände
Biodiversität: Beeinflussung der Artenvielfalt/Lebensräume
Nachhaltigkeit: Langlebigkeit/Beständigkeit, Ressourceneffizienz

Ansprechpartner

Bundesverband Gebäudegrün
(www.gebaeudegruen.info)

Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur GmbH (ThEGA)
(www.thega.de)

TMIL – Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft
(www.infrastruktur-landwirtschaft.thueringen.de)

Thüringer Landesverwaltungsamt
(https://landesverwaltungsamt.thueringen.de/tlvwa)

Förderung

Thüringen

Richtlinie des Freistaats Thüringen zur Förderung von Klimaschutz- und Klimafolgenanpassungsmaßnahmen in Kommunen (KlimaInvest)
(www.thueringen.de/th8/tmuen/energie/kommunen/klimainvest/index.aspx

ODER

www.aufbaubank.de/Foerderprogramme/Kommunale-Klimaschutzmassnahmen)

Förderung von Modernisierung, Instandsetzung, Sanierung von Mietwohnungen und Eigenwohnraum (ThürModR-Mietwohnungen/ ThürModR-Eigenwohnraum)
(www.aufbaubank.de)

Städtebauförderung
(https://www.staedtebaufoerderung.info/DE/Startseite/startseite_node.html)

Bund

Förderung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel (Projektträger Zukunft-Umwelt-Gesellschaft (ZUG) gGmbH)
(https://www.z-u-g.org/aufgaben/foerderung-von-massnahmen-zur-anpassung-an-den-klimawandel/)

Energieberatung für (kommunale) Wohn- und Nichtwohngebäude (www.bafa.de/DE/Energie/Energieberatung...)

Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)
(www.kfw.de):

- Investitionskredit Kommunen

- Energieeffizient Bauen und Sanieren

- Energetische Stadtsanierung

- Erneuerbare Energien Standard/Speicher